Nicht mehr hinter Gittern

Nach einer sonntäglichen Geschichtenpause bin ich wieder frisch da. Heute habe ich die Geschichte von den Gittern ausgewählt.

Irgendwie scheint sie mir gut zum Moment zu passen. Wir sind eingeschränkt, wir sind ängstlich und irgendwo hat es eine wunderbare Löwenzahnwiese, sei es in unserem Lebensraum oder tief in uns.

Wo du auch stehst, lass dir wieder einmal die Sonne auf dein Pelzchen scheinen.

Es war einmal ein kleiner Maulwurf. Wie ihr wisst, können Maulwürfe nicht so gut sehen und kleine Maulwürfe besonders nicht, weil sie das Sehen noch nicht gelernt haben.

Aber Kleinmaulwurf hat dafür schon von seinem Vater gelernt, wie Maulwurfsfallen von unten aussehen und wie gefährlich diese sind. Weil auf ihrer Wiese so viele standen, lebte diese Familie Maulwurf hinter Gittern. Kaum gruben sie einen neuen Ausgang, stand wieder eine neue Falle da.

So wurde Kleinmaulwurf gross und hatte sich so sehr an die Gitter gewöhnt, dass das Hinter – Gitter – Wohnen ihm nicht weiter auffiel…

bis er eines Tages beim unterirdischen Graben mit einer hübschen Maulwürfin zusammenstiess. Nun war das eine sehr neugierige Maulwürfin und wollte ihren «Zusammenstoss» gerne bei Tageslicht betrachten. ABER unser kleiner Maulwurf schüttelte nur den Kopfund zeigte auf die Gitter.

Da begann die Maulwürfin herzhaft und laut zu lachen. Ja, es schüttelte sie richtiggehend.

Hätte sie Hände gehabt, hätte sie wohl Kleinmaulwurf durch ihre Gänge zurückgeschleppt und gezerrt. So aber musste er ihr einfach rasch rasch hinten nach kriechspringen.

Plötzlich standen sie in Frau und Herr Löwenzahns saftigem grünem Garten, der mit vielen hübschen Maulwurfhügeln und blühenden Blumen übersäht war

und von dem aus man auch als Maulwurf mit schlechten Augen wunderbar auf Bauer Bünzlis kärgliche Wiese sehen konnte, die mit Fallen übersäht kaum mehr einem Grashälmchen das Leben schenken konnte.

Da prustete auch unser Maulwurf los und zog zur Maulwürfin.

Von Zeit zu Zeit kamen seine Eltern auf Besuch und bewunderten die Aussicht vom saftig grünen Garten aus. Dann aber kehrten sie jeweils wieder in ihren alten Bau zurück.

Unser Maulwurf, der genoss das Leben ohne Gitter von ganzem Herzen.

Wenn die Beiden mal vielleicht einen kleinen Maulwurf haben, zeigen sie diesem bestimmt die Sonne. Wenn er diese noch nicht sehen kann, dann wird er sie auf seinem Pelz und im Herzen spüren.

Und wenn Ihr Frau und Herr Löwenzahn mal besucht, so könnt ihr bestimmt die Maulwürfe um die Mittagszeit neben Loch 15 rechts liegen und kuscheln sehn.

6.5.03

Und apropos Sonne, sie scheint auch wunderbar in unsere Herzen, nur ein kleiner Schritt …

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